Das Zeitalter der Utopien ist vorbei, die gesellschaftlichen Systeme haben ihren Kampf ausgefochten und gegen das nivellierende Diktat der Mehrheitsmeinung nützt nur noch fiesester Lobbyismus, Internet abschalten oder Kopf ausschalten. Aber auch wer theoretisch akzeptiert hat, das gegen das Böse der konsum- gesteuerten Wachstumsdespotie dieses Systems kein Kraut gewachsen ist, läuft immer mal wieder Gefahr, die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben zu haben.
So geschehen beim Thema Billigfleisch: Antibiotika, Hormone, Kastration ohne Betäubung, aktzeptierte Tötung durch Verbrühen, immer schneller Taktzeiten, die fettloses Wasserfleisch auf handtuchgroßen Flächen heranreifen lassen – das Wissen um all das muß doch etwas bewirken! Und wenn dann noch die deutsche Besonderheit der erlaubten Arbeitssklavenhaltung zur Mehrung unsers Wohlstandes und Senkung des Mettpreises auf allen medialen Kanälen verbreitet wird – ja spätestens dann – wann denn sonst? – muß sich doch was ändern mit der Mehrheitsmeinung und die Mehrheit etwas tun, oder?
Nein, muß sie nicht. Wenn in einer Runde von elf Elite-Mitbürgern (Abitur, Selbstständige, Architekten, Journalisten etc.) bei günstiger Gelegenheit – also ohne Chance auf Bio, Herkunftshinweise oder Glutamatverzicht – in der Strandbar ohne zu zögern und vor den Augen ihrer Kleinkinder neun Burger und eine Speck-Pizza geordert werden, dann ist die Hoffnung auf gesellschaftlichen Druck durch eine auf Wissen basierende Verhaltensänderung ungefähr so sinnlos wie das Leugnen der vaterlosen Empfängnis im Foyer einer Samenbank.
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