In diesem Motiv vermengen sich eine ganze Menge Themen: plakativ und offensichtlich ist die Kunst, die hier in Gestalt eines kleinen Mädchens auftritt, das seinem Teddibären etwas sagen will. Kunst wird diese Szene in erster Linie dadurch, dass sie nicht in einem Kinderzimmer stattfindet, sondern auf einer weißen Brandmauer im Dubliner Stadtzentrum. Auch das Irrationale, das in der Annahme liegt, ein kleines Mädchen wisse nicht wie sie ihrem Teddi die gerade anstehenden Botschaften (Liebe, Zahnweh, Verlustängste usw.) unmittelbar vermitteln könne, trägt zu dem artifiziellen Ansatz bei.
Politisch wird das Motiv durch das Zeichen für Anarchie, mit dem die plakative Kernthese des Kunstwerks aggressiv, darauf deuten zumindest Strich und Farbe hin, übermalt wurde. Was ist hier die Botschaft? Befreit uns der Anarchismus von Wortfindungsproblemen? Werde ich, wenn ich alles sagen kann, keine Zweifel mehr haben was ich in welchem Moment sagen muß? Findet die Revolution im Kinderzimmer statt oder ist die Emanzipation von den Kuscheltieren ein gelungener Anfang für ein Leben als aufrechter Anarchist?
Eine historische Dimension erreicht das Motiv, wenn wir jetzt noch den fünfzigsten Jahrestag des Mauerbaus mit ins Visier nehmen. Damit hat weder Dublin noch der Teddybär etwas zu tun, einzig der Ausschnitt dieses Fotos läßt einen sonnigen Tag hinter allem vermuten.
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