Ganz kurz nach der Revolution bekommen ich nun die Auswirkungen der Evolution zu spüren, am eigenen Leib und als Glied einer Kette. Eingeschlossen zwischen Erzeuger und Nachkommen leiste ich, von aussen betrachtet, tapfer Widerstand gegen die unmenschliche Zeitpanik, die mich leider übersprungen hat. Irgendwie muß ich als eine Art Wirtstier etwas weitergereicht haben, das mir nahezu völlig fremd, meinen nächsten Verwandten aber äußerst wichtig ist.
Das ich etwas entspannter mit Terminen umgehe ist ja kein böser Wille sondern entweder Fluch oder Segen, jeweils vom Ende her betrachtet. Zeit fühlt sich für mich offensichtlich anders an, meine Vorstellungskraft reicht nicht aus, um die Gnadenlosigkeit eines herannahenden Zeitpunktes genügend würdigen zu können. Ich habe immer genug Zeit, auch wenn sie schon fast abgelaufen ist. Vermutlich habe ich das für die Zeitschätzung verantwortliche Gen eingekapselt und weitergereicht, vielleicht habe ich mich sogar für die Nachkommen geopfert. Denn dort bricht wieder aus, was die Vorfahren bis zum Exsess praktizieren: Zeitpanik, die, mir geradezu entgegengesetzt, vor uns liegende Zeiträume sehr viel kürzer imaginiert als ich sie mir vorstellen kann.
Dazwischen gibt es keine Mitte, keinen Kompromiss. Entweder aufgeben und viel zu früh mit halbgepackten Koffern loslaufen oder durchhalten und Panik und Entsetzen mit vorgelebter Gelassenheit kompensieren. Das geht, solange es gut geht, dann nicht mehr: einmal gescheitert wird für immer auf das andere Extrem gesetzt – niemand kann gegen seine Natur und bei Zwei gegen Einen gewinnen ja bekanntlich die Stärkeren…
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